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AutorenbildMarco Papajewski

Wie unterscheiden sich... Rotte, Rudel, Herde, Sprung und co.

Aktualisiert: 29. Nov. 2023

Ähnlich wie wir Menschen sind auch Tiere oft sehr soziale Lebewesen und an ein miteinander gewöhnt. Dabei organisieren sich unterschiedliche Tierarten auf ganz eigene Art und Weise. Während sich einige Arten auf Grund der Fortpflanzung zusammenfinden, bilden andere größere Gruppierungen, um zum Beispiel auf gemeinsame Reise zu gehen oder den Nachwuchs groß zu ziehen. Wiederum andere finden zusammen, weil sie sich einen größeren Schutz voneinander versprechen. Dabei lässt sich nicht einmal pauschal innerhalb der Säugetiere, Vögel oder Fische eine einheitliche Struktur und Linie entdecken. Oft kommt es selbst bei verwandten Tierarten zu ganz unterschiedlichen Sozialstrukturen. Die Tierwelt hält für alle Arten eine ganz einmalige soziale Struktur parat. Ich liste euch die spannendest und bekanntesten Tierverbände auf.


EINE PERSÖNLICHE BEMERKUNG VORAB: Viele Bezeichnungen, wie Rudel oder Herde entstammen der "Forst- und Jägersprache". Sie entstanden teilweise vor vielen Jahrzehnten und halfen beiden Berufsgruppen Tierarten zu kategorisieren und Verhaltensweisen zu erklären. Aus wissenschaftlicher Sicht entsprechen manche Definitionen aber nicht dem, was wir heute über die Tiere wissen. Nicht jedes Tier lässt sich in eine Kategorie packen. Oft treffen je nach Jahreszeit und oder Nahrungsvorkommen unterschiedliche Sozialstrukturen zu.

Jedes Kind weiß darüber hinaus, dass Wölfe in s.g. Rudeln leben (siehe unten). Das Sozialverhalten von z.B. Füchsen ist dem der Wölfe aber nicht unähnlich und dennoch käme man nicht auf die Idee von einem Fuchsrudel zu sprechen.

Auch spricht man nicht nur bei Wölfen, sondern auch Hirschen von Rudeln. Dennoch erkläre ich euch unten, dass deren Sozialstruktur komplett unterschiedlich sind.

Ein weibliches Reh auf einer Wiese.
Anders als Hirsche leben Rehe (hier eine Ricke) nicht zwangsweise in Rudeln, sondern in s.g. Sprüngen
Herde

Bei einer Herde handelt es sich um einen mehr oder weniger einheitlich koordinierten Sozialverband von weniger als zehn bis einigen tausend Individuen. Je nach Größe kann eine Herde ein anonymer Sozialverband sein, in dem die meisten Individuen einander nicht kennen oder nur geringfügig miteinander vertraut sind. Dies trifft zum Beispiel auf Mufflons zu, die zu den Wildschafen zählen.

Kleinere Herden können entweder locker und ohne ein (permanent) führendes Tier organisiert sein. Hierzu können z.B. auch männliche Hirschen außerhalb der Paarungszeit zählen. Hirsche leben ansonsten in Rudeln.


Vergleichbar ist die Herde auch mit einem Rudel, der Schule bei Meeressäugetieren (wie Delfinen oder Walen) oder aber einem Schwarm Insekten, Fischen oder Vögeln.


Im Unterschied zum Rudel ist eine Herde aber eine Ansammlung großer, in der Regel gleichartiger Säugetiere, von denen einige zwar miteinander verwandt sind oder soziale Beziehungen zueinander pflegen, dies aber nicht zwangsweise für die gesamte Herde gilt.

Kolonie / Clan

In der Tierwelt bezeichnet der Begriff "Kolonie" eine Gruppe von Tieren derselben Art, die eng beieinander leben und normalerweise in einem bestimmten Gebiet brüten oder nisten. Kolonien sind oft bei verschiedenen Tierarten anzutreffen, hier eine Auswahl:

  1. Vogelkolonien: Einige Vogelarten, wie Möwen, Albatrosse und Papageientaucher, leben in Kolonien, um gemeinsam zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen. Diese Kolonien können an Küstenklippen, auf Inseln oder in Bäumen gefunden werden.

  2. Säugetierkolonien: Bestimmte Säugetiere, wie Fledermäuse, leben oft in großen Kolonien in Höhlen oder anderen geschützten Gebieten. Diese Kolonien bieten Schutz vor Raubtieren und können sich auch positiv auf die Jagd und die Aufzucht der Jungen auswirken.

  3. Insektenkolonien: Soziale Insekten wie Ameisen, Bienen und Termiten bilden Kolonien, in denen es Königinnen, Arbeiter und manchmal auch Soldaten gibt. Diese Kolonien haben komplexe soziale Strukturen und sind oft hochorganisierte Gesellschaften.

  4. Meereskolonien: Einige Meereslebewesen, wie Seevögel oder Robben, bilden Kolonien für die Fortpflanzung und Aufzucht ihrer Jungen. Pinguine sind ein Beispiel für Vögel, die in großen Kolonien brüten

Ein beliebtes Beispiel einer Säugetierkolonie ist der Dachs. Dieser lebt in einem Familienverbund, den man auch als Dachsclans bezeichnen kann. Neben den Elterntieren gehören der jährliche Nachwuchs und die Jungen des vorherigen Jahres zum Clan. Erst im Verlauf ihres zweiten Lebensjahres verlassen die Jungdachse ihre Familie, um eigene Territorien zu gründen. Sie machen somit Platz für neuen Nachwuchs.

Ein Dachs spaziert über einen Weg und guckt in die Kamera.
Dachse leben in s.g. Clans zusammen und sind sehr soziale Tiere.
Rotte

Die Begriffe "Rudel" und "Rotte" werden oft in Zusammenhang verwendet und beziehen sich auf unterschiedliche Gruppierungen von Tieren. Eine Rotte bezieht sich normalerweise auf eine Gruppe von Tieren, die sich zufällig oder vorübergehend versammeln, ohne unbedingt eine stark ausgeprägte soziale Struktur zu haben. Der Begriff der Rotte wird oft bei Wildschweinen verwendet, die sich vorübergehend zu einer Gruppe zusammenschließen können, um beispielsweise gemeinsam nach Nahrung zu suchen. Angeführt wird die Rotte Wildschweine von der Leitbache. Die Leitbache ist in der Regel ein erfahrenes weibliches Wildschwein. In vielen Fällen bleibt eine Leitbache über einen längeren Zeitraum hinweg die Anführerin, bis sie von einer anderen erfahrenen Bache abgelöst wird.


Im Gegensatz zu einem Rudel fehlt es einer Rotte teilweise an einer klaren sozialen Hierarchie oder festen Bindungen zwischen den Tieren. Es ist wichtig zu beachten, dass die Verwendung der Begriffe Rotte und Rudel je nach Tierart und Kontext (wie eingangs erwähnt) variieren können. Daher sollten sie nicht als strikte Definitionen betrachtet werden, sondern eher als allgemeine Begriffe, die verwendet werden, um die sozialen Strukturen von Tieren zu unterscheiden.

Ein Wildschwein läuft über den Weg und steht vor einem Hochstand.
In Europa ist die Wildschweinrotte unterschiedlich stark. Zu Teilungen der Rotte kommt es, wenn sich Bachen um die Funktion der Leitbache streiten.
Rudel

Als Rudel bezeichnet man in der Verhaltensbiologie hingegen eine geschlossene und individualisierte Gruppe von Tieren. Die Mitglieder eines Rudels sind nicht beliebig austauschbar. In der Regel entstammen die Mitglieder eines Rudels derselben Familie. Entsprechend herrscht innerhalb eines Rudels oft auch eine Rangordnung.


Rothirsche leben z.B. die meiste Zeit im Jahr in unterschiedlichen Rudelstrukturen zusammen. Die weiblichen Tiere und ihr Nachwuchs bilden das so genannte „Kahlwildrudel“. Der Name spricht dabei für sich, denn ein Kahlwildrudel umfasst Tiere, die kein Geweih tragen. An der Spitze des Kahlwildrudels steht in der Regel ein erfahrenes Tier, das in der Regel auch immer ein Kalb führt.

Ein Rudel Rothirsche. ;Mitten im Kahlwildrudel steht der männliche Platzhirsch.
Ein s.g. Kahlwildrudel mit dem Platzhirsch (Rothirsch)

Etwa anders als bei den Hirschen funktioniert dagegen die Sozialstruktur eines Wolfsrudel. Diese ähnelt in freier Wildbahn eher einer menschlichen Familie, denn sie besteht meistens aus den Elterntieren und den dazugehörigen Kindern. Die Eltern, Rüde und Fähe genannt, leben in einer monogamen Partnerschaft und bleiben meist ein Leben lang zusammen. Gemeinsam führen sie als Oberhäupter die Familie an. Nur sie paaren sich in der Regel und achten darauf, dass kein fremder Wolf ihr Territorium betritt.

Ähnlich zu den Hirschen aber kann es auch hier zu Herausforderungen gebietsfremder Tiere kommen, die den Leittieren ihre Position streitig machen möchten.


Tiere in einem Rudel haben oft zudem eine enge soziale Bindungen und kooperieren bei der Jagd und/oder allgemein der Nahrungsaufnahme, der Verteidigung ihres Territoriums und der Aufzucht ihrer Jungen.

(Mehr zum Thema Rehe& Hirsche: Wie unterscheiden sich... Rot-, Dam- und Rehwild)

Schule

In der Tierwelt bezeichnet der Begriff "Schule" normalerweise eine Gruppe von Fischen, die gemeinsam schwimmen und sich oft in koordinierten Formationen bewegen. Dieses Verhalten dient verschiedenen Zwecken, einschließlich der Verringerung der individuellen Anfälligkeit für Raubtiere, der Erleichterung der Jagd nach Nahrung und der Fortpflanzung.

Einige Fischarten, die in Schulen leben, sind Heringe, Makrelen und Sardinen. Die Mitglieder einer Fischschule halten oft einen ähnlichen Abstand zueinander und bewegen sich synchron, um Vorteile wie Schutz vor Räubern und verbesserte Jagderfolge zu erzielen. Das Schwarmverhalten bietet auch eine gewisse Effizienz beim Navigieren und beim Auffinden von Nahrungsquellen.


Jedoch leben nicht nur Fische in einer Schule zusammen. Die Bezeichnung Schule trifft z.B. auch auf Delfine zu. Die Größe der Schulen kann sehr unterschiedlich sein. Manche Gruppen bestehen nur aus wenigen Tieren, andere aus bis zu 1000 Delfinen. Delfinschulen jagen zusammen nach Futter, verteidigen sich gemeinsam gegen Angriffe und unterstützen schwache oder kranke Tiere.

Ein paar Delfine springen aus dem Wasser. Vögel fliegen um sie herum.
Eine Delfin-Schule vor der Azorenküste
Sprung

Ein Sprung Rehe besteht typischerweise aus einer Mutter (Geiß) und ihren Jungen (Kitze). Anders als Hirsche sind Rehe in der Regel keine Rudeltiere. Lediglich im Winter geben Rehe ihre Territorien auf und schließen sich zu größeren Gruppen, den sog. Sprüngen, zusammen, die sich dann vor der Zeit des Setzens im Frühjahr wieder auflösen.

Ein Rehbock guckt aus einem Getreidefeld hervor.
Ein männlicher Rehbock: In der Regel alleine unterwegs, im Winter aber auch in Sprüngen organisiert.
Einzelgänger & was ist eigentlich mit Füchsen?

Füchse sind bekannt dafür, in Familienverbänden zu leben. Füchse bilden soziale Gruppen, die man auch als Familien bezeichnen kann. Die grundlegende soziale Einheit besteht typischerweise aus einem Fuchspaar, der Fähe und dem Rüden, sowie deren Nachkommen. Die Größe einer Fuchsfamilie kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Verfügbarkeit von Nahrung und Lebensraum. Eine Ähnlichkeit zum familiären Zusammenleben von Wölfen ist durchaus vorhanden, handelt es sich bei beiden Tierarten schließlich um Hundeartige.

In der Regel kümmert sich das Fuchspaar gemeinsam um die Aufzucht der Jungen. Die Jungen, auch als Welpen oder Fuchskinder bezeichnet, werden in einem Bau oder einer Fuchshöhle großgezogen.

Eine Fuchsfähe bringt ihren Welpen das Jagen spielend bei.
Eine Fuchsfähe (Zweite v.l.) und ihre drei etwa 6 Wochen alten Welpen.

Ein Einzelgänger in der Tierwelt ist z.B. der Luchs. Luchse sind territoriale Tiere. Jedes Individuum beansprucht ein bestimmtes Gebiet als sein Revier. Die Größe des Reviers hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Verfügbarkeit von Beute und anderen Ressourcen.

Luchsmännchen und -weibchen haben normalerweise getrennte Reviere, die sie lediglich zur Paarungszeit aufgeben. Die Paarung findet im Winter statt, und nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen bringt die Luchsin normalerweise ein oder zwei Kätzchen zur Welt. Die Kätzchen verbleiben für einige Zeit bei der Mutter, lernen von ihr und entwickeln ihre Jagdfähigkeiten, bevor sie sich später selbstständig aufmachen und eigene Reviere etablieren. Während der Phase der Familienbindung können Luchse vorübergehend in kleinen Gruppen zu sehen sein, aber im Allgemeinen sind sie als Einzelgänger bekannt.

 

Begriff

Tierarten

Herde

z.B. Wisent, Wildpferde, Mufflons

Kolonie

z.B. Dachse

Rotte

z.B. Wildschweine

Rudel

z.B. Hirsche (, Rot-, Damwild, Elche), Seehunde, Wölfe, Mufflons, Gämse, Steinböcke

Schwarm

z.B. Fische, Taube, Ameisen, Bienen

Schule

z.B. Wale, Delfine

Sippe

z.B. Ratten, Mäuse

Sprung

z.B. Rehe

Ein Schwarm Kraniche am Himmel, während die Sonne im Hintergrund untergeht.
Kraniche fliegen in großen Schwärmen, in der s.g. V-Formation, im Winter Richtung Süden.
 
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