Es gibt sie diese Reisen, von denen träumt man ein halbes Leben lang. Immer wieder stolpert man über diesen einen Sehnsuchtsort, in Dokumentationen, auf Social Media oder einfach nur in seinen Träumen. Zu diesen Orten zählt für mich die kanadische Westküste, vielen auch bekannt als British Columbia. An dieser Stelle nehme euch mit zu den Anfängen der ersten Planungen im Vorfeld, über bürokratische Anträge, bis hin zu den einmaligen Landschaften vor Ort. Und vielleicht findet ihr sogar den einen oder anderen Tipp, der auch euch bei euren zukünftigen Reiseplanungen behilflich sein kann.
Planungen & Anträge
Neben den grundsätzlichen Fragen, wie lange eine Reise eigentlich dauern soll, wie viel Geld einem zur Verfügung steht, müssen bei einer Reise in ein weit entferntes Land natürlich auch einige rechtliche Rahmenbedingungen erfüllt werden. Während in vielen Länden ein Visum notwendig ist, Bedarf es bei der Einreise nach Kanada nur der Beantragung eines elektronisches Einreiseformular, das s.g ETA. Hierbei müssen Angaben zur Reisedauer und Art der Reise gemacht werden. Ein Kinderspiel. Selbstverständlich muss der eigene Reisepass Gültigkeit besitzen. Nicht ganz unwichtig für eine Rundreise ist ein Internationaler Führerschein. Gerade in Zeiten, in denen Termine bei Bürgerämtern oft nur mit monatelanger Planung buchbar sind, empfiehlt es sich, diesen Punkt frühzeitig umzusetzen.
Zudem habe ich mir im Vorfeld der Reise die Frage gestellt, was passiert eigentlich, wenn du vor Ort eine Feder eines Vogels findest. Darfst du die als Andenken mitnehmen? Darf diese ins Gepäck, muss diese liegenbleiben oder gibt es doch eine Möglichkeit diese nach Deutschland mitzubringen. Kurz gesagt: Nein, natürlich darf ich Federn nicht "einfach so" mitnehmen. Wie in vielen Teilen der Welt wachen lokale Behörden und die CITES über den Artenschutz und legen fest, was erlaubt ist und was nicht. Unter der CITES versteht man das Washingtoner Artenschutzabkommen. Diese überwacht zusätzlich den Handel und Transport (nicht nur) bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Um also Tiere, egal ob lebend oder tot, oder einfach nur bestimmte Präparate, wie z.B. Federn exportieren zu dürfen müssen strenge Auflagen eingehalten und nachvollziehbare Gründe für einen Transport von A nach B abgegeben werden.
Wer mich schon etwas länger begleitet, der weiß, dass ich nicht nur reiner Fotograf bin, sondern mit Leidenschaft Bildungskurse rund um die Natur organisiere. Dies ermöglichte es mir, mich an die kanadischen Behörden zu werden, mit der CITES zu sprechen und mich auch an das Bundesamt für Naturschutz zu wenden. Allen Parteien musste ich erklären, was ich vorhabe und unter welchen Umständen ich plane ggf. an Vogelfedern zu gelangen. Nach dem sich dieser Prozess über einige Monate zog, gehören auch final die Zollbehörden an den jeweiligen Flughäfen eingebunden. Denn die jeweiligen Beamten sind grundsätzlich die einzigen, die erst einmal kontrollieren können, ob das, was ich mir angeeignet habe mit den jeweiligen Anträgen übereinstimmt.
Ganz allgemein soll es Tierhändlern und Wilderern so schwer wie möglich gemacht werden, sich an der Natur zu vergehen. Entsprechend möchte ich auch nicht tiefer auf den Inhalt meiner Dokumente und meine erteilten Genehmigungen eingehen. Wer sich für das Thema Export von Tierpräparaten interessiert, dem empfehle ich den Internetauftritt des Bundesamtes für Naturschutz.
Die Reise
Bevor es so richtig los geht, möchte ich euch einen Eindruck vermitteln, welche Reiseroute nach Beendigung der groben Planungen herausgekommen ist. Kurz zusammengefasst lege ich in drei Wochen mehr als 2.500km zurück und durchquere mit Alberta und British Columbia zwei kanadische Bundesstaaten. Während ich an einzelnen Orten auch immer mal wieder mehr als einen Tag verweile, liegt mein Schwerpunkt auf Vancouver Island, das sich am westlichsten Punkt meiner Reise befindet.
Recherche & Vorbereitung
Natürlich muss so eine Reise auch mit Inhalt gefüllt werden. "Einfach drauf los" wäre an dieser Stelle zu einfach und birgt immer die Gefahr etwas zu verpassen. Dennoch wird man bei jeder Reiseplanung schnell feststellen, dass man nie alle sehen kann und am Ende Kompromisse eingehen muss, um auch an den Punkt zu gelangen, einen Moment auch einfach mal nur zu genießen.
Die wahrscheinlich offensichtlichste Informationsquelle im 21. Jahrhundert ist natürlich das Internet. Neben den lokalen Internetauftritten einzelner Städte, in meinem Fall u.a. Calgary und Vancouver, gibt es in British Columbia natürlich unfassbar viele Nationalparks. Jeder Nationalpark bietet ein schier endloses Potenzial an Informationen über Tiere und Pflanzen und nicht selten auch die Option sich Wanderungen bereits im Vorfeld zu informieren. Mit zu den bekanntesten und artenreichsten Nationalparks auf meiner Reise zählt u.a. der Banff-Nationalpark, aber dazu an anderer Stelle mehr.
Da ich selbst mich auf die Wildtierfotografie spezialisiert habe, kann ich jedem zudem empfehlen, auf den unterschiedlichen sozialen Netzwerken nach lokalen Fotografen und Orten zu suchen. Selbstverständlich verraten diese einem (zum Glück) nicht den genauen Standort eines Tieres, aber es hilft eine gewisse Vorstellung vom Lebensraum zu erhalten.
Ich selbst lege bei längeren Reisen auch Wert auf Fachlektüre und habe mir zwei Bücher bestellt.
British Columbia - Wildlife viewing guide - ISBN: 1-55 105-000-5
Best places to bird in British Columbia - ISBN: 978-17-77164-166-1
Mein Equipment
Manchmal beneide ich Leute ein wenig, die nicht fotografieren und lediglich ihr Handy nutzen. Das erspart einem die Mühe an gewisse Sachen denken zu müssen, denn gerade British Columbia ist nicht umsonst ein Sehnsuchtsort für viele Tierfotografen. Schwarzbären und Grizzlys auf dem Festland, sowie Orcas und Weißkopf-Seeadler auf Vancouver Island oder aber Kojoten, die sich den Großstädten nähern, sind nur einige der berühmtesten Vertreter. Entsprechend dürfte es nicht verwundern, dass sich bei meiner Fotoausrüstung alles um die Tierwelt dreht.
Neben meiner Nikon Z6ii begleitet mich auch eine Nikon D3400 auf der Reise. Diese Spiegelreflexkamera dient als Ersatz, sollte meine spiegellose Hauptkamera widererwarten den Geist aufgeben. Auch kann ich parallel ein zweites Objektiv mit einer anderen Brennweite nutzen und kann schnell reagieren, sollte sich ein spontanes Fotomotiv ergeben.
Um wilde Tiere bestmöglich fotografieren zu können, nutze ich hier in Deutschland, wie auf Reisen mein Sigma 150-600m Contemporary. Dieses Teleobjektiv ist ein hervorragender Kompromiss zwischen Tieren, die sich weit weg befinden und solchen, die auch mal etwas näher kommen. Da die Offenblende F5-6.3 in der Dämmerung jedoch an ihre Grenzen stößt, nutze ich für die Wildtierfotografie zudem ein Sigma 70-200mm F2.8.
Neben der einmaligen Artenvielfalt werden mir während der Reise auch unbeschreiblich schöne Landschaften begegnen. So führt mich meine Reise z.B. über die Rocky Mountains. Um diesen Eindrücken gerecht zu werden befindet sich zudem ein Sigma 14mm F1.8 in meinem Fotorucksack, mit dem ich mit etwas Glück die Chance bekomme die Milchstraße fotografieren zu können.
Um über die reine Fotografie aber bestmöglich vorbereitet zu sein, befinden sich auch eine Wildkamera SC 1320Wifi, sowie das Night Vision 4.0 Nachtsichtgerät der Firma Braun Photo Technik in meinem Gepäck. Dies ermöglicht mir vielleicht die Chance spontan morgens an dem einen oder anderen Wildwechsel ansitzen zu können, ohne auf meine eigenen Recherchen zurückgreifen zu müssen. Ansonsten gehören natürlich auch mein Lenovo-Laptop, eine externe Festplatte, ganz viele Kamera-Akkus und Speicherkarten, sowie natürlich die eine oder andere Powerbank zu meinem technischen Equipment.
Die ersten Tage (von Alberta nach British Columbia)
Wie bei vielen Reisen, gerade bei den besonders langen, ist "das Ankommen" nicht selten mit einem gewissen Stress verbunden. Eine neue Umgebung, eine andere Sprache und in diesem Fall sogar eine Zeitverschiebung von acht Stunden im Vergleich zu Mitteleuropa. Im wahrsten Sinne dauert so ein Tag 24 Stunden.
Um die Reisestrapazen erst einmal wirken zu lassen und nicht zu übersteuern, entschied ich mich die ersten Tage der Reise in nahezu unmittelbarer Umgebung von Calgary zu verbringen. "Unmittelbare Nähe" hat in Kanada natürlich eine ganz andere Bedeutung, da hier so ziemlich gar nichts nah dran ist. Ich entschied mich also, zwei Stunden mit dem Auto aus der Stadt rauszufahren und die ersten Eindrücke am Fuße des Banff- und Yoho-Nationalpark auf mich wirken zu lassen.
Neben den berühmtesten und größten Tieren der Gegend (Bären, Wölfe, Luchse und Elche) trifft man mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit auf Wapitis, Maultierhirsche oder einfach auf kleinere Säugetiere und Vögel, von denen man als naturbegeisterter Mitteleuropäer nicht selten nicht einmal gehört hat. Da wäre zum Beispiel das Columbiaziesel, aus der Familie der Hörnchen oder aber die orange eingefärbte Wanderdrossel, die auf dem amerikanischen Kontinent ungefähr so verbreitet ist, wie in Europa die Amsel.
Dass sich die "Stars" der Tierszene an dieser Stelle nicht haben blicken lassen ist an dieser Stelle vollkommen in Ordnung. Wir wollen Meister Petz doch ausgeschlafen gegenübertreten.
Verlässt man den Bundesstaat Alberta passiert man nicht mehr viele größere Orte auf dem Weg nach Westen. Nicht selten passiert man auf dem berühmten Trans-Kanada-Highway Schilder, die einen eindringlich darauf hinweisen, dass die nächste Tankstelle erst in über 100km folgt. Ein Blick auf den Tank lohnt also. Mit gerade einmal 38,25 Millionen Einwohner ist Kanada, gemessen an der Fläche, ohnehin eines der am dünnsten besiedelten Länder der Welt. Warum diese Abgeschiedenheit nicht nutzen und die Natur in seiner vollen Schönheit genießen. Seen, Berge voller Schnee und kristalklare Flüsse gefüllt mit Gletscherwasser.
In Kanada sind auf den Highways selten mehr als 90 oder 100mph erlaubt, so dass die Strecke, die sich an einem Tag zurücklegen lässt, zeitlich begrenzt ist. Knappe fünf Autostunden hinter Calgary und 400km vor Vancouver liegt das Örtchen Kelowna. Es ist vielleicht nicht die schönste Stadt des Landes, vielleicht eine absolute kanadische Durchschnittsstadt, aber dennoch bietet sie einen kompletten landschaftlichen Kontrast zu dem, was einen in den Bergen zuvor noch zum Staunen gebracht hat. Volle Hauptverkehrsstraßen in der Stadt und am Horizont kleinere Weinberge, die einen eher an das europäische Mittelmeer erinnern. Die Stadt Kelowna liegt am Lake Okanagan, der unter anderem ein junges Fischadler-Pärchen beheimatet. Jetzt sind Fischadler keine typisch kanadischen Tiere, leben Sie doch in weiten Teilen der Welt, aber warum nicht die Gunst der Stunde nutzen und die Tiere bei ihrer täglichen Jagd begleiten.
Zu viel Zeit, um mich den Fischadlern länger als einen Morgen zu widmen bleibt jedoch nicht, denn Vancouver und Vancouver Island stehen bereits vor der Tür...
Kurzer Städtetrip (Vancouver)
Bei einer Rundreise kommt es nicht selten vor, dass man sich ein komplettes Kontrastprogramm verordnet. Schließlich möchte man so viel wie möglich erleben. Neben der unberührten Wildnis lohnt sich nämlich auch ein Blick in die kanadischen Großstädte. Mit der Entscheidung, nach British Columbia zu reisen, fiel die Wahl fast wie von alleine auf Vancouver. Mit 2,5 Millionen Einwohner in der Metropolregion ist Vancouver nach Toronto und Montreal die drittgrößte kanadische Stadt und zudem die einzige Großstadt, die sich auf dem Weg nach Vancouver Island befindet. Funfact: Ottawa, die kanadische Hauptstadt ist mit knapp 750.000 Einwohnern gerade mal auf Platz sechs der größten kanadischen Städte.
Vancouver selbst ist ein Konglomerat aus kleineren und größeren Inseln und Halbinseln, die alle ihre eigenen Facetten mitbringen. Neben den Bankenvierteln, kleineren Kiezen und Ecken, die durch größere Parks auffallen, gibt es eine Menge zu sehen. Zweifelsfrei zu viel, um die gesamte Stadt an einigen wenigen Tagen komplett zu beleuchten. Ich selbst entschied mich dazu, mich einen Tag dem Stanley Park zu widmen, dem größten städtischen Park Kanadas. Neben Bibern, Waschbären und allerlei Vögeln lebt hier tatsächlich auch ein Paar Kojoten, das man aber natürlich nicht einfach im Vorbeigehen fotografieren kann. Und auch, wenn es nicht für spektakuläre Tierfotos reicht, so ist der Park allein schon eine Reise wert, um sich zwischen den riesengroßen Mammutbäumen zu verlieren.
Außerdem ist in Vancouver auch die Davie Street mit einer Vielzahl ausgefallener Modeläden, Cafés, Bars und Restaurants aus aller Welt ein Besuch wert. Im Vordergrund steht dabei die Vielfalt und Weltoffenheit der queeren Community.
Besonders beeindruckend ist zudem die Arbeit des Naturschutzes im Stadtteil Granville Island. Mit Hilfe von Falknern versucht man u.a. Krähen, Möwen und Kormorane aus den touristischen Gebieten fern zu halten. So wird nicht nur die Stadt sauber gehalten, sondern natürlich auch dafür gesorgt, dass die Tiere indirekt vor Touristen geschützt werden. Wie in vielen Städten der Welt neigen die Menschen immer noch dazu ihre salzigen und süßen Lebensmittel an die Tiere zu verfüttern.
Natürlich geht es bei mir aber in erster Linie um die Natur und hier hat Vancouver gerade am Stadtrand eine Vielzahl an Schluchten, Bergen und Flüssen zu bieten, die sich problemlos an einem verlängerten Wochenende besuchen und erwandern lassen. Eine der beliebtesten Ausflugziele ist dabei die Gegend um Lynn Creek. Frühes Aufstehen lohnt sich, da sich die Wanderwege gegen Mittag mit Einheimischen und Touristen recht schnell füllen. Über eine Vielzahl an Stufen und gut ausgebauten Wanderwegen lässt sich die Schlucht problemlos erwandern. Aber Vorsicht, auch hier kann es in der Dämmerung zu Sichtungen von Kojoten, Schwarzbären oder gar Pumas kommen. Das Tragen von "Bärenspray" wird auf jeden Fall empfohlen.
Vancouver ist also definitiv eine Reise wert, wenn gleich mein Fokus meiner Reise natürlich auf der wilden Natur liegt und so passt es ganz hervorragend, dass es nach einigen Tagen Großstadt weiter nach Vancouver Island geht, dem Highlight meiner Reise.
Vancouver Island - Artenvielfalt ohne Ende
Vancouver Island liegt im Westen Vancouvers und ist mit über 32.000km² etwa so groß wie Belgien. Kurz gesagt, viel zu groß, um die Insel in einigen wenigen Tagen komplett zu erkunden. Auch ist es utopisch die Schönheit dieser Insel in einige wenige Worte zu verpacken. Entsprechend schwer viel die Entscheidung, sich auf eine "Ecke" festzulegen.
Meine Wahl viel auf Tofino und das Örtchen Ucluelet. Beide Ortschaften verfügen über einen Hafen und liegen zudem so nah beieinander, um an wenigen Tagen viel zu sehen. Die unzähligen Strände werden zudem jedem Urlauber auf seine ganz eigene Art gerecht. Für die "Faulpelze" gibt es Strandabschnitte, die sich problemlos mit dem Auto anfahren lassen, für die Wanderbegeisterten gibt es aber auch jene, die nicht ohne einen ordentlichen Fußmarsch zugänglich sind. Für Letztere ist die Chance natürlich deutlich größer einmaligen Naturschauspielen beizuwohnen.
Bei einem meiner Ausflüge lief ich an einem Kadaver eines Seelöwen vorbei, an dem sich etwas 20 Weißkopf-Seeadler und einige Truthahngeier zu schaffen machten. Der geringe Jagddruck und das Wissen, dass von Menschen in dieser Ecke der Welt in der Regel keine Gefahr ausgeht, sorgten am Ende dafür, dass ich den Tieren auf knapp 20 Meter nahekommen konnte, ohne Sie bei ihrer Arbeit zu stören.
Für die Abenteurer bietet sich zudem auch ein Ausflug mit einem der ortsansässigen Bootsanbieter an. Selbstverständlich gilt, wie überall auf der Welt, dass es in der Natur keine Garantien für Tiersichtungen gibt, doch mit etwas Glück und der Erfahrung der jeweiligen Kapitäne lassen sich unterschiedlichste Wale, Meeresvögel und sogar Seeotter entdecken. Was für uns in Europa fast etwas sonderbar klingen mag, Weißkopf-Seeadler lassen sich mit einem wachen Auge an vielen Ecken der Insel entdecken; beim Überflug oder einfach bei einem Blick in größere Küstenbäume.
Eine der ganz besonders aufregenden Tierarten die sich auf Vancouver Island bewegen, sind Schwarzbären. Je nach Jahreszeit leben allein auf Vancouver Island über 100.000 dieser besonderen Tiere. Die Wahrscheinlichkeit einem Exemplar während der Autofahrt oder einer Wanderung zu begegnen, ist also nicht so gering. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dem bieten auch hier diverse Bootsanbieter Hilfemöglichkeiten für Ausflüge. Etwas seltener, aber auch auf Vancouver Island heimisch sind Pumas und die berühmten Küstenwölfe. Eine Unterart der kanadischen Wölfe, die in der reichen Insellandschaft vor der Küste Vancouver Islands zu Hause sind.
Auch für mich war es vor Reisebeginn auf eine Art und Weise nicht zu begreifen, wie groß die Artenvielfalt in British Columbia sein wird und wie oft es zu Begegnungen zwischen Tier und Mensch kommen wird. Doch wenn ein Bild diese Erlebnisse widerspiegeln kann, dann vielleicht dieser Scharzwedelhirsch, der sich tagsüber entlang eines Highways bewegte, ohne auch nur Spuren einer Scheu zu zeigen. Die Straße war befahren und die Uhrzeit war fern jeder Dämmerung. Das ist British Columbia.
Von der Westküste nach Calgary zurück
Auf dem Weg nach Calgary wird es landschaftlich nicht weniger abenteuerlich, wenn gleich man ja meinen könnte, dass sich manche Eindrücke irgendwie wiederholen müssten. Und doch vermittelt weiterhin jeder Highway durch British Columbia seinen eigenen Charme. Wenn die Zeit es zulassen würde, müsste man alle 50km stoppen und mindestens eine Nacht verweilen. Da das nicht geht, gilt es Kompromisse zu finden. So entschied ich mich, auf dem Festland angekommen die Stadt Vancouver Richtung Norden zu verlassen, denn hier startet einer der berühmtesten und vielleicht schönsten Straßen Kanadas, der Sea-to-Sky-Highway. Eine mehr oder weniger Schnellstraße, die von der Küste bis in die Rocky Mountains führt. Sie passiert tiefe Schluchten, reißende Flüsse und unfassbar dichte Wälder. Doch wie in einer anderen Welt steht man fasst ohne, dass man es wahrnimmt in der steppenähnlichen Regionen rund um die Ortschaft Kamloops. Eine Ecke, die sich vor allem durch industrielle Bahnhöfe und Gleisanlagen, sowie der dazugehörigen Industrie auszeichnet. Und doch zeigen sich gerade in den urbanen Gebieten dieser Ecke wiederkehrende Muster; Warnhinweise vor großen Säugetieren und Hirsche in den Vorgärten. Außerhalb der Stadt kreisen Greifvögel am Himmel und Dickhornschafe knabbern sich durch die Sträucher an den Hängen. Vorsicht, zwischen den Kakteen leben Schlangen.
Je näher einen der Weg dann jedoch Richtung Rocky Mountains führt, umso grüner und artenreicher werdem die Regionen wieder. Die Wanderwege säumen nicht nur unterschiedlichsten Hörnchen- und Singvogelarten, sondern auch Grizzlys und Schwarzbären können zu spontanen Besuchern werden. Mit etwas Glück wird es jedoch allerhöchstens gefährlich niedlich, denn auch Pikas, die so genannten Pfeifhasen leben in einigen Regionen der Rocky Mountains. Nach Wapitis, Maultier- und Schwarzwedelhischen (Unterart der Maultierhirsche) zeigt sich hier vor allem eine der am häufigsten vorkommen Säugetierarten dieser Erde; die Weißwedelhirsche.
Selbstverständlich kommen auch weiterhin Freunde der Landschaftsfotografie auf ihre Kosten. Neben den unfassbar dichten und urigen Wäldern rund um Whistler, sorgen vor allem diverse Wasserfälle für Begeisterung vor und hinter der Linse. Mit der richtigen Recherche lassen sich dabei nicht nur die bekannten Touristenhotspots entlang des Sea-to-Sky-Highways erkunden, sondern auch abgelegene Orte, die nur mit einigen Stunden Fußmarsch zu entdecken sind. Hier sei jedem das Gespräch mit den lokalen Einwohnern einer jeden Ortschaft empfohlen. Mit großer Sicherheit kennt fast jeder einen Geheimtipp, der nicht in den klassischen Touristenführern zu erlesen ist.
Verlässt man die Rocky Mountains, verlässt man auch fast zeitgleich British Columbia und überquert die Staatengrenze nach Alberta. Wo die Reise angefangen hat, endet es auch wieder; in Calgary. War zum Start der Reise keine Zeit die viertgrößte Stadt Kanadas ausreichend zu erkunden, reichten mir zwei halbe Tage, bevor es zurück nach Deutschland ging. Geprägt ist die Stadt vor allem durch ihre modern wirkenden Hochhäuser. Neben dem berühmten Calgary Tower lassen sich auch einige architektonischen Highlights entdecken, die sich auch mit einem großen Teleobjektiv in Szene setzen lassen.
Aus logistischen Gründen buchte ich mir ein Hotelzimmer in Flughafennähe. Das ermöglichte mir noch einmal durch die flachen Felder des Flughafenumlands zu spazieren. Und tatsächlich entdeckte ich noch einen Rotschwanzbussard am Himmel und einen Kojoten durch die Gräser stromern.
Zweifelsfrei sind drei Wochen keine angemessene Zeit, um ein eindrucksvolles Land wie Kanada oder auch nur einen Teil dieses wunderschönen Landes zu entdecken. Auch sind solche Reisen immer mit einem finanziellen Risiko verbunden und dennoch bleibt am Ende die Frage, wie oft es die Lebensumstände es zulassen, solch eine Reise wahrzunehmen. Knapp 6.000km legte ich am Ende zurück, eine Menge Strecke für 20 Tage im Auto und dennoch passte für mich zum jetzigen Zeitpunkt meines Lebens (Frühsommer 2023) vieles für so eine Reise zusammen. British Columbia, Once in a lifetime...
Was wurde aus den CITES-Anträge
Achso, natürlich interessiert euch auch, was aus den Anträge bei der kanadischen CITES und dem Bundesamt für Naturschutz geworden ist. Habe ich meine Tierpräparate erhalten, für die ich bereits vor Monaten Anträge stellte? Durfte ich alles problemlos nach Deutschland einführen?
Kurz gesagt: Es gab keiner Probleme. Mit meinen Präparaten ging es am Flughafen in Calgary noch zum Zoll, wo ein erster Abgleich mit den Genehmigungen stattfand. Nach einem positivem Bescheid in der Tasche ging es in Deutschland noch zum deutschen Zoll, die mir abschließend auch den Import bestätigten.
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