top of page

#Onceinalifetime Białowieża (Polen)

Autorenbild: Marco PapajewskiMarco Papajewski

Es gibt so manches spannendes Ziel auf einer jeden Bucket-List. Für den einen sind es ferne Ziele in Asien oder Amerika. Für manch einen sind es hohe Berge oder weiße Strände am anderen Ende der Welt. Für manche sind es aber auch die Ziele, die irgendwie um die Ecke liegen, aber irgendwie auch nicht. Zu diesen Zielen zählt für mich einer der letzten und größten Urwaldgebiete in Europas; der Białowieża-Urwald. Gelegen in Polen an der Grenze zu Belarus ist er für seine außergewöhnliche Artenvielfalt nicht nur in Deutschland bekannt.

In meiner Reihe der #OnceInALifetime-Reisen nehme ich euch diesmal mit nach Osteuropa und erkläre euch, wie ich mich auf meine Reise vorbereitet habe, was es vor Ort zu entdecken gab, was aber vor allem auch nicht geklappt hat.

 
Vorbereitung

Noch in den letzten Zügen des Jahres 2024, also etwa 4-6 Monate vor Reisebeginn, wurde ich Teil einer fünfköpfigen Abenteuergruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hatte das größte landlebende Säugetier unseres Kontinents zu fotografieren; das Wisent. Die Vorbereitung auf die Reise begann also mit der Frage, welches Abenteuer wir erleben wollen und wie genau wir dieses umsetzen können. Um diesem großen grasfressenden Säuger und auch der weiteren Fauna auf die Schlichte zu kommen mussten also Karten gewälzt, Gefahren abgewogen und vor allem auch Gespräche mit Locals geführt werden. Hier empfehle ich jedem seine Social-Media-Kontakte zu nutzen. Wir folgen hunderten, wenn nicht sogar tausenden Leuten. Es wäre doch gelacht, wenn da nicht so manch einer dabei ist, der zumindest schon einmal in der groben Nähe eures Reiseziels gewesen ist.

Neben der theoretischen Planung im Vorfeld der Reise ist aber auch eine umfassende Organisation der Ausrüstung und des Gepäcks von Nöten. Mehr zu meinem Gepäck und meinem Equipment erläutere ich euch aber im nächsten Abschnitt.

Ein Wisent steht auf einer Wiese.
Wilde Wisente leben heute nur noch in den Urwäldern Ostpolens und im Kaukasus.

Neben Social Media bin ich persönlich aber auch im Jahr 2025 noch ein großer Freund von Büchern. Diese sind zu 100% offline, nicht vom Internet und einem Handyakku abhängig und können am Ende auch einfach mal schmutzig werden. Oft reicht es aus, die gewünschte Gegend oder umliegende Naturschutzgebiete in eine große Suchmaschine einzugeben und ihr bekommt umfassende Ergebnisse.

 
Mein Equipment

Wie auf allen Reisen blieb meine Nikon Z6ii natürlich auch auf dieser Reise nicht zu Hause. Als Objektive nutzte ich hauptsächlich das Sigma 500mm F4 DG OS HSM, das mit seiner großen Brennweite und der sehr guten Offenblende ein super Objektiv für die Dämmerung darstellt. Auf Wanderungen ebenfalls in meinem Rucksack befindet sich auch immer ein Objektiv mit einer kleineren Brennweite, um kurzfristig auch Motive in meiner unmittelbaren Nähe zu fotografieren. In diesem Fall ist es das Sigma 70-200mm F2,8 DG OS HSM. Bei der Auswahl der Objektive überlege ich mir zudem bereits im Vorfeld meiner täglichen Ausflüge, welche Motive ich grob fotografieren möchte, um am Ende nicht in aller Not an meiner Ausrüstung rumschrauben zu müssen und das Tier im schlimmsten Fall sogar zu verscheuchen.

Unverzichtbar auf Reisen quer durch fremde Länder ist ebenfalls ein Erste-Hilfe-Set, dass ich immer an meinem Körper trage, sowie meine Wärmebildkamera Liemke Keiler 1, die mir bereits im Dunkeln ermöglicht Tiere zu entdecken, wenn meine menschlichen Augen noch versagen.

Bei fernen Reisen befindet sich immer ein Erste-Hilfe-Set an meinem Körper.
Bei fernen Reisen befindet sich immer ein Taschenmesser, sowie Erste-Hilfe-Set an meinem Körper.

Bei Abenteuern in weite Länder habe ich zudem oftmals auch die eine oder andere Wildkamera dabei. Ich möchte auf jede Individualität vorbereitet sein und eventuell auch einmal von "heute auf morgen" herausfinden, ob und wenn ja durch welche Tiere ein Wildwechsel genutzt wird. Hier ermöglichen mir Wildkameras der Marke Braun Photo Technik Einblicke in die tägliche und nächtliche Natur.

Selbstverständlich nehme ich auf allen meinen Reisen auch mein Lenovo ThinkPad, eine externe Festplatte sowie ausreichend Ersatzakkus und Speicherkarten für alle technischen Geräte mit. Nichts ist schlimmer, als auf "dem Trockenen" zu sitzen und nicht handlungsfähig zu sein.

Der Kreis schließt sich an dieser Stelle zur Vorbereitung der Reise, denn ich erkundige mich natürlich auch nach den klimatischen Bedingungen und packe entsprechend ausreichen wetterfester Kleidung ein. Nicht selten nimmt man Kleidungstücke mit, die nicht gebraucht werden. Hier gilt: Haben ist besser als brauchen.

An dieser Stelle möchte ich abschließend darauf hinweisen, dass wir nach dem Zwischenstopp in Zentralpolen an die östlichste Stelle der Europäischen Union reisten und uns in unmittelbarer Nähe der belarussischen Grenze befanden. Zum Zeitpunkt unserer Reise war östlichste Nachbar Polens Unterstützer Russlands im völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine. Auch, wenn wir uns ausschließlich auf polnischem Boden befanden, gehörte ein gültiger Reisepass zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen, den wir zu jeder Zeit am Körper trugen.

 
Zwischenstopp in Zentralpolen

Bevor es für uns aber an die polnische Ostgrenze ging machten wir einen zweitägigen Zwischenstopp in Zentralpolen. Oft verborgen vor der breiten medialen Aufmerksamkeit und weit unter dem Radar jeder Social Media-Reichweite ist kaum einem bewusst, dass auch Elche in Zentraleuropa (und sogar Deutschland) leben. Diesen wundervollen Geschöpfen, die zur Familie der Hirsche gehören, wollten wir uns ausgiebig widmen, bevor wir anschließend für eine Woche in das eigentliche Abenteuer starteten.

Zentralpolen ist bekannt für seine einzigartige Mischung aus Sanddünen, Sümpfen und Wäldern. Diese beeindruckenden Landschaften gehören zu den größten Nationalparks des Landes. Diese große und vor allem eindrucksvolle Mischung aus Kiefern- und Mischwälder werden in vielen Quellen oft auch als die als „grüne Lunge Polens“ bezeichnet. Wichtig: Zum Schutz der Tiere verzichte ich an dieser Stelle auf die genaue Nennung des Ortes. Wen die Neugierde packt, der findet recht schnell über das Internet, wo wir uns grob befanden.

Die meisten Elche leben im Nordosten und Osten Polens. Der Grund hierfür ist relativ einfach, denn die einzige Verbindung zu den in Skandinavien lebenden Elchen besteht über Landzung des Baltikums und Russland. Die Woiwodschaften, das sind sowas wie die Bundesländer, Ermland-Masuren, Podlachien, Masowien und Lublin beherbergen hier den größten Teil der polnischen Elchbestände. Kleinere Populationen gibt es jedoch fast im gesamten polnischen Staatsgebiet. Auch in allen an Deutschland angrenzenden Woiwodschaften haben sich wieder Elchpopulationen angesiedelt, wenn auch in stark schwankender Größe.

Elche, die in Deutschland immer öfter gesichtet werden, sind in der Regel wandernde Elche, die sich noch nicht niedergelassen haben. Nicht selten sind es auch ausschließlich Männchen, die sich nach der Brunft ein eigenes Revier suchen müssen. Die in Bayern gesichteten Elche stammen vermutlich aus einer Population in der Nähe des Moldaustausees in Tschechien. Die Elche, die zunehmend in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen beobachtet werden, stammen wahrscheinlich zum größten Teil aus den angrenzenden Gebieten in Westpolen.

 
Der Białowieża-Urwald

Nach dem zweitägigen Zwischenstopp ging es weiter in einen der letzten und ältesten Urwälder Europas, den Białowieża-Urwald. Als UNESCO-Weltnaturerbe beherbergt er eine einzigartige Artenvielfalt. Darunter findet sich unter anderem die größte freilebende Population von Europäischen Wisenten, die der eigentliche Grund unserer Reise waren. Der Wald ist seit der Eiszeit weitgehend unberührt und bekannt für seine mächtigen und jahrhundertealten Bäume. Neben Wisenten leben hier auch mehrere Wolfsrudel, einige Luchse und viele seltene Vogelarten. Trotz seines hohen Schutzstatus gibt es immer wieder Konflikte um die Nutzung des Waldes. Aktuell sorgt auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Beteiligung Belarus für Spannungen mit der EU, weswegen es zweifelsfrei Ecken gibt, an denen sich aktuell ein entspannterer Urlaub erleben lässt. Als wir an einem Vormittag mit gemieteten Fahrrädern im wahrsten Sinne falsch abbogen, standen wir an der EU-Außengrenze und gerieten umgehend in eine Grenzkontrolle, die nach einer umfangreichen Passkontrolle aber ohne Konsequenzen blieb. Dennoch sollten wir uns unverzüglich aus der Grenzregion entfernen, um meine Missverständnisse zu vermeiden.

Das Hauptaugenmerk unserer Reise galt aber den Wisenten, von denen es etwas mehr als 2.000 Tiere in Polen gibt. Wisente benötigen neben ausreichend großen Rückzugsorten, die die Tiere in den Wäldern finden, vor allem Graslandschaften & Feuchtwiesen.

Wisente sind gesellige Herdentiere, die meist in Gruppen von 10 bis 30 Tieren leben. Eine Herde besteht aus Kühen, Kälbern und jungen Bullen, während ältere Bullen oft einzelgängerisch oder in kleinen Männergruppen unterwegs sind. Sie sind tagaktiv und verbringen den Großteil des Tages mit Grasen, Wandern und Wiederkäuen, Rinder eben. Ihre Nahrung besteht aus Gras, Blättern, Rinde, Flechten und Kräutern. Im Winter fressen sie zusätzlich Baumrinde und Zweige.

Da die stolzen Tiere nicht bejagt werden dürfen besitzen sie zudem kaum eine Scheu vorm Menschen. Zudem haben Sie lediglich den Wolf als natürlichen Feind, der es sich im Białowieża-Urwald jedoch auch eher durch Rot- und Rehwild ernährt.

Im Białowieża-Urwald leben schätzungsweise 30 bis 50 Wölfe. Die genaue Zahl schwankt, da Wölfe große Reviere haben und sich zwischen Polen und Belarus bewegen.

Wisente nähern sich auch den Privatgründstücken, um in den Gärten zu grasen.
Wisente nähern sich auch den menschlichen Siedlungen, um den Gärten zu grasen.

Eben jene Wölfen zählten für mich ursprünglich zu spannendsten Tieren, die ich gerne fotografiert hätte. Zur Wahrheit der Reise gehört aber auch, dass sich trotz intensiver Vorbereitung nicht jede Sichtung planen lässt. Am Ende ist auch eine erhöhte Populationsdichte kein Erfolgsgarant. Auch der in dieser Ecke sehr häufig vorkommende Sperlingskauz wollte sich leider nicht vor meiner Kamera niederlassen. Zu sehen gab es neben Seeadlern, den angesprochenen Hirsch, eine Reihe Zug- und Singvögel aber auch Waldkäuze und den äußerst seltenen Weißrückenspecht.

Der Weißrückenspecht ist der größte Vertreter unserer schwarz-weißen Spechte. Man bekommt ihn jedoch nur selten zu sehen, denn er bewohnt abgelegene Bergwälder in den Alpen und ist scheuer als der ebenfalls in den Alpen heimische Dreizehenspecht. Letzter lebt auch im Białowieża-Urwald, blieb unseren Blicken aber auch verborgen.

 
Die Highlights unseres Teams

Zu verdanken habe ich meine Teilnahme an der Reise in erster Linie dem Biologen und Fotografen Anskar Lenzen (https://www.instagram.com/anskar.lenzen/), der sich nach meiner Abenteuerlust erkundigte und mich ins Team holte. Ebenfalls Teil unserer Crew waren außerdem der Naturfilmer Thies Hinrichsen (https://www.instagram.com/thieshinrichsen/), der Wildtierfotograf David Stenitzer (https://www.instagram.com/davidstenitzer/), sowie der u.a. als Naturschützer arbeitende Marc Jeworrek (https://www.instagram.com/marcjeworrek/)

Wisente konnten problemlos ohne Tarnung fotografiert werden.
Wisente konnten problemlos ohne Tarnung fotografiert werden. Doch wie bei allen Wildtieren gehört ein respektvoller Abstand und ausreichend Flutmöglichkeiten für die Tiere zu jeder Wildtierfotografie dazu.
 

Anskar Lenzen

Thies Hinrichsen

David Stenitzer

Marc Jeworrek

 


0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


  • Facebook
  • Instagram
  • Threads
  • Youtube

© 2024 by Marco Papajewski

bottom of page